Was tun, wenn Braut und Bräutigam komplett unterschiedliche Vorstellungen von der Hochzeit haben? Wie lassen sich die Wünsche von beiden unter einen Hut bringen?

Saal in rustikaler Athmosphäre und dekorierten Tischen

Frauen sind anders, Männer auch – und bei der Hochzeitsplanung zeigt sich das mitunter sehr deutlich. Was tun, wenn die Braut groß feiern, der Bräutigam am liebsten im kleinen Kreis heiraten will? Wir geben Tipps, wie sich die unterschiedlichen Ideen dennoch unter einen Hut bringen lassen.

Film ab: Das träumt die romantische Braut

Eine Hochzeit ist eine aufregende Angelegenheit und viele Bräute erträumen sich den ganz großen Auftritt. Sie haben diesen Traum schon hunderte Male geträumt, sich bis ins kleinste Detail ausgemalt, wie der schönste Tag ihres Lebens wohl ablaufen wird. Hier kommt die überspitzt dargestellte Idee einer Traumhochzeit einer hoffnungslos romantischen Braut.

In ihrer Vorstellung fährt sie in einer weißen Kutsche mit vier Schimmeln vor das Kirchenportal und schreiten in einer maßgeschneiderten Robe zum Altar. Die Kirche ist aufwendig mit Blumenbouquets geschmückt, ein Gospelchor singt herzzerreißend romantische Lieder.

Die Zeremonie ist unvergesslich bedeutungsvoll, ein Dutzend Blumenkinder streut weiße Rosenblätter. Das Brautpaar tritt ins freie und aus weißen Körben steigen unzählige weiße Tauben in den strahlend blauen Himmel auf. Vor der Kirche reißt die Schlange der Gratulanten nicht ab. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich. Braut und Bräutigam fahren gemeinsam in der offenen Kutsche zu einem Schloss, in dem der Ballsaal noch aufwendiger dekoriert ist, als das Kirchenschiff in der romantischen Hochzeitskapelle. Mit dem Mann ihrer Träume gleitet sie über das Parkett und durchtanzt die ganze Nacht.

Fehlt nur noch die Hochzeitsreise. Natürlich ist auch diese ein einziger Traum. Sie dauert mindestens 2 Wochen, führt in ein exotisches Land und das frisch verheiratete Paar lässt es sich an nichts fehlen. Livrierte Diener reichen Früchte und Cocktails, das Meer plätschert an den Traumstrand, der Bungalow mit eigenem Steg ins smaragdgrüne Wasser liegt in Sichtweite…

Kurzum: Frauen denken lange, seit Jahren und intensiv über die Hochzeit nach. Für viele nimmt sie einen extrem hohen Stellenwert ein und genau deshalb sind die Wünsche und Träume recht detailliert und unsagbar romantisch. Klar, das gilt nicht für jede Braut und die Ausprägung ist ebenfalls unterschiedlich. Doch eine mehr oder weniger starke Tendenz in diese Richtung ist durchaus vorhanden.

Männer sind oft pragmatischer

Ganz anders stellt sich ein typischer Bräutigam eine Hochzeit vor: nämlich deutlich weniger detailliert. Männer beschäftigen sich in der Regel nicht so viel mit einer möglichen Hochzeit, bevor sie nicht die richtige Frau gefunden haben. Und wenn sie sie gefunden haben, machen sie den Antrag und überlassen vieles der Braut.

Ebenfalls Überspitzt dargestellt geht der Mann in seiner Vorstellung am Freitag mit den Jungs feiern, steht leicht verkatert am Samstag auf, um sich im Anzug zum Standesamt zu begeben. Dort wartet er auf die Braut, die im praktischen Kostüm und schicken Schuhen erscheint. Nach der kurzen Zeremonie geht es zum Italiener um die Ecke. Dort findet die Feier mit Familie und Freunden bei Pizza, Pasta und Rotwein statt. Und Sonntag? Sonntag heißt es ausschlafen, den Tag verbummeln und am Montag zurück ins Büro gehen – oder auf Hochzeitsreise. Die Hochzeitsreise ist cool, lässig und macht Spaß: Mit dem Bike über Korsika cruisen, mit dem Camper durch Europa oder ohne große Planung mit dem Auto losfahren und anhalten, wo es gefällt.

Diese beiden Vorstellungen sind so unterschiedlich, dass ein Kompromiss kaum vorstellbar erscheint. Und doch ist die Rede von zwei Menschen, die einander lieben und eine gemeinsame Zukunft aufbauen wollen. Und genau hier liegt der Anknüpfungspunkt für Paare, die eine gänzlich unterschiedliche Vorstellung einer Hochzeit haben.

Vorsicht Falle: Überzogene Forderungen und Machkämpfe

Überzogene Forderungen sorgen dafür, dass ein Kompromiss schwer zu schließen ist. Deshalb sollten sich beide Beteiligten selbst befragen, inwieweit ihre Forderungen berechtigt sind. An die Adresse der Braut sei folgender Appell gerichtet:

Ihre höchst romantischen Träume von einer Märchenhochzeit in Weiß mit Kutsche, Pferden und Schloss sind wahrhaftige Kleinmädchenträume. Vergessen Sie nicht, dass diese Vorstellung seit ihrer Kindheit pflegen und entsprechend verklärt damit umgehen. Der Bräutigam spielt in dieser Vorstellung eigentlich nur eine Nebenrolle. Auch wenn Sie es nicht hören wollen, sind Sie nicht die einzige wichtige Person bei Ihrer Hochzeit. Ihr Bräutigam ist ebenso wichtig, wie Sie. Auch seine Vorstellungen müssen berücksichtigt werden, damit er sich wohlfühlt und glücklich ist.

Für den Bräutigam gilt: Falls Sie, lieber Bräutigam, bislang keine Vorstellung von Ihrer Hochzeit hatten, vielleicht weil die Fantasie fehlt, sollten Sie zur Kenntnis nehmen, dass Ihre Braut vermutlich sehr konkrete Vorstellungen hat. Lehnen Sie nichts ab, weil Sie keine Meinung dazu haben und stimmen Sie auch nicht zu, weil Sie keine Meinung dazu haben. Sie sollten, ja sie müssen sich eine Meinung bilden, um mit Ihrer Braut auf einen Nenner zu kommen. Denn nur, wenn Sie klare Vorstellungen haben, können Sie sich einbringen.

Für beide gilt: Die Hochzeitsvorbereitungen sind kein Schlachtfeld, bei dem es Gewinner und Verlierer gibt. Machtkämpfe sind fehl am Platz. Es ist angezeigt, miteinander zu reden und sich aufeinander zuzubewegen. Jeder sollte sich mit dem Gedanken vertraut machen, von den eigenen Vorstellungen abzurücken und gemeinsame Ideen zu entwickeln.

Geben und Nehmen: Das Prinzip einer Partnerschaft

Konflikte entstehen in jeder Partnerschaft. Das ist ganz natürlich. Menschen haben verschiedene Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche. Bei einem Brautpaar kommt es darauf an, aufeinander zuzugehen. Liebe ist Geben und Nehmen. Jeder verzichtet auf einen Teil seiner Forderungen und geht dem anderen ein Stück entgegen. Es gibt allerdings Menschen, die denken, dass jeder Kompromiss ein fauler Kompromiss ist, weil keiner der beiden das bekommt, was er eigentlich will.

Falls Sie das denken, dann steht Ihnen noch ein anderer Weg offen: Wenn unterschiedliche Vorstellungen unter einen Hut gebracht werden müssen, dann kann der eine Partner seine Wünsche zu dem einen Zeitpunkt durchsetzen, der andere zu einem anderen Zeitpunkt. Wie sich Kompromisse finden lassen, sollen die beiden Lösungsansätze zeigen.

Tradition trifft auf Moderne

Angenommen, die Braut liebt Traditionen, trägt gerne Trachten und engagiert sich im Heimatverein. Sie ist fest verwurzelt mit ihrer Heimat und bevorzugt heimische Speisen und Getränke. Ihre Sicht auf eine Ehe: Liebe ist der Motor einer Ehe und sie hält ein liebevolles Zuhause für den besten Nährboden, um glückliche Kinder groß zu ziehen. Sie würde am liebsten in der geschmückten Dorfkirche heiraten, mit allen Nachbarn, Freunden und Familie im Dorfkrug feiern und ihre Flitterwochen in der Schweiz in einem idyllischen Berghotel an einem See verbringen.

Ihr Bräutigam hingegen arbeitet für ein international agierendes Unternehmen, reist viel durch die Welt und ist kosmopolitisch geprägt. Seine Haltung zur Hochzeit: Sie ist ein Steuersparmodell und eine wichtige Institution, um in einem staatlich geschützten und geförderten Rahmen eine Familie zu gründen. Er würde eine unspektakuläre Eheschließung auf dem örtlichen Standesamt wählen und eine kleine Feier in einem luxuriösen Hotel im engen Familienkreis bevorzugen. Die Flitterwochen möchte er gerne auf den Malediven verbringen.

Beide Haltungen sind verständlich und beide können ihre persönlichen Vorstellungen ausleben, wenn sie Kompromisse schließen. Sie einigen sich auf folgende Lösung: Eine traditionelle standesamtliche Hochzeit im Dorf der Braut mit allem Drum und Dran. Die Flitterwochen führen die zwei auf eine Trauminsel der Malediven im indischen Ozean.

Glamourös trifft auf schlichte Eleganz

Unser Paar driftet in den Vorstellungen ganz weit auseinander. Während sie extrem romantische Vorstellungen von einer Mega-Hochzeit mit 300 Gästen pflegt (selbstverständlich inklusive Kutsche, 8 Rosenblätter streuenden Blumenmädchen, herrschaftlichem Schloss und Streichquartett), wünscht er sich eine schlichte Zeremonie in einem eleganten Trausaal eines Standesamtes. Die Hochzeitfeier hinterher findet in seiner Vorstellung mit 30 Personen in einem Landhaus der gehobenen Kategorie statt. Beide wollen Flitterwochen in Amerika verbringen und Florida erkunden.

Um die unterschiedlichen Vorstellungen der Hochzeit unter einen Hut zu bringen, hilft ein psychologisch bewährter Weg.

  • Das Paar bespricht zunächst, welche Punkte bei der Hochzeitsplanung von elementarer Bedeutung sind und welche Punkte weniger Gewicht haben.
  • Sie vergeben ein Budget für jeden Punkt. Tipp: Nutzen Sie unseren Budgetrechner, der hilft dabei, einen realistischen Rahmen zu stecken. Außerdem beschäftigen Sie sich dann garantiert mit allen wichtigen Aspekten der Hochzeit.

Sind die Vorarbeiten erledigt, handeln Sie Punkt für Punkt miteinander aus. Dabei gelten folgende Regeln:

  • Bei den wichtigen Punkten: Jeder muss von seiner ursprünglichen Vorstellung abrücken und auf den anderen zugehen, bis eine Einigung erzielt ist.
  • Bei den weniger wichtigen Punkten kann jeder Partner genauso viele Punkte wie der andere nach seinen Vorstellungen gestalten.

Der wirkungsvolle Nebeneffekt bei dieser Strategie ist, dass die ausführliche Beschäftigung mit den einzelnen To-Do´s dazu führt, dass beide Partner die Fülle der Aufgaben erkennen. Die Notwendigkeit, Dinge abzugeben, ergibt sich von selbst. Dabei dürfen beide ihre Trauzeugen, Freunde und Familie mit einbeziehen, die sich um die Erledigung und Organisation kümmern.

Bei unserem Paar im Beispiel könnte die Hochzeit so aussehen: Sie einigen sich darauf, einen großen Polterabend mit 250 Gästen zu feiern. Die Hochzeit selbst findet in kleinerem Rahmen statt. Insgesamt 70 Gäste werden zur Hochzeit eingeladen. Die Braut fährt in der Kutsche vor, sie fahren hinterher im Cabrio zur Partylocation. Auch Rosenblätter werden gestreut – allerdings von 2 Blumenkindern. Die Musik ist live, aber es ist kein Streichquartett. Gefeiert wird in einem historischen Gebäude. Das Paar hat sich für ein denkmalgeschütztes Gutsherrenhaus entschieden.

Gemeinsam den schönsten Tag gestalten

Entscheidet sich ein Paar dazu, den schönsten Tag im Leben gemeinsam zu gestalten, so ist das in manchen Fällen eine Nagelprobe für die Beziehung. Insbesondere, wenn die Vorstellungen weit auseinanderdriften, können sich Konflikte auftun. Wichtig ist, miteinander zu reden und die Wünsche des anderen zu respektieren.

Eigene Vorstellungen gegen den Willen des anderen durchzudrücken ist keine gute Basis. Aber zusammen eine ganz individuelle Hochzeit zu kreieren und auf dem Weg dahin noch mehr zusammen zu wachsen, ist ohne Zweifel eine gute Schule.

 
 

Bilder: Pixabay.com - ID -2609526 - StockSnap

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