Heirat mit Zweifeln

 

Was ist der Unterschied zwischen kalten Füssen und massiven Zweifeln? Wann sollten Sie die Flucht ergreifen? Lesen Sie, wann Sie bleiben sollten und warum Vernunftehen funktionieren.

Frau schaut Ehering traurig an

Der Gedanke an die eigene Hochzeit treibt bei vielen Frauen und Männern den Blutdruck in die Höhe. Das Herz rast, die Freude wächst und die Schmetterlinge im Bauch schlagen Purzelbäume. Doch Moment mal: Was ist denn, wenn es gar keine Schmetterlinge, kein (positives) Herzrasen und keine unbändige Freude gibt? Wenn die Herzes-Antwort auf die Frage des Pfarrers lieber NEIN als JA lauten würde? Was, wenn das JAWORT nicht von Herzen, sondern vom Kopf kommt?

Kalte Füsse oder handfeste Fluchtgedanken?

Zunächst einmal lässt sich zwischen den allseits bekannten „kalten Füssen“ vor der Hochzeit und handfesten Fluchtgedanken unterscheiden. Typische zweifelnde Gedanken, die fast jede Braut und fast jeder Bräutigam vor der Hochzeit haben, sind zum Beispiel diese:

Ist es wirklich der richtige Moment zum Heiraten? Hinter dieser Frage stecken weitere Überlegungen, oft sind es diese:

  • Sind wir emotional schon bereit zum Heiraten oder sind wir vielleicht zu jung? Fehlt uns die Lebenserfahrung? Resultierend daraus tauchen noch mehr Zweifel auf und tausende Fragen, die schlaflose Nächte verursachen.
  • Wird unsere Liebe die vielen Jahre überdauern? Wenn Sie sich fragen, ob sie wirklich füreinander bestimmt sind und ob Sie füreinander jeweils der Partner fürs Leben sein können, kämpfen Sie mit einem typischen Zeichen für „kalte Füsse“.
  • Und wenn die Ehe sehr langweilig und öde wird? Die Frage ist berechtigt, denn ein Leben lang ist eine sehr lange Zeit. Braucht es nicht doch etwas mehr Abwechslung im Leben oder wird das geliebte Antlitz des Partners Sie für den Rest des Lebens glücklich machen? Die Frage ist eigentlich ziemlich spannend und die Antwort ebenfalls. Es hängt von Ihnen beiden ab. Sie gestalten die Ehe und Sie bestimmen den Alltag.
  • Oder hätte ich doch lieber den Ex nehmen sollen? Auch diese Frage ist eine typische „kalte-Füsse-Frage“. Das gilt insbesondere dann, wenn die vorhergehende Beziehung aussergewöhnlich dramatisch endete und Sie sich immer noch fragen, was wäre, wenn….? An dieser Stelle sollten Sie die Vernunft zum Zuge kommen lassen! Hat der Ex um Ihre Hand angehalten? War er/sie der fürsorgliche Partner an Ihrer Seite, als Sie voller Zweifel und Ängsten waren? Nein?! Gut, da haben Sie die Antwort auf Ihre Frage.
  • Was ist, wenn wir uns wieder scheiden lassen? Eine Frage wie diese kann richtig weh tun und Angst machen. An dieser Stelle müssen Sie sich eine Gegenfrage gefallen lassen: Wieso sollte der Pessimismus den Optimismus überflügeln? Der wichtigste Tag in Ihrem Leben kommt und Sie sind doch eigentlich der glücklichste Mensch der Welt, richtig? Ein Schuss Realismus relativiert die Sorgen, denn tatsächlich gibt es ständig Probleme im Leben und in jeder Ehe. Es gibt Zweifel und Krisen, die überwunden werden wollen. Das schweisst zusammen. Wer Beziehungsprobleme nicht auf die leichte Schulter nimmt, sondern sich um ein harmonisches Miteinander im Alltag bemüht, die Kommunikation lebendig hält und konsensorientiert handelt, trägt viel zum Gelingen einer Lebenspartnerschaft bei. Und ganz ehrlich: Niemand wacht am nächsten Morgen auf und ist plötzlich geschieden. Sie haben ihr Glück buchstäblich selbst in der Hand.

Die soeben aufgeführten typischen Gedanken vor der Hochzeit bedeuten im Grunde nichts anderes, als dass Ihre Gefühle verrücktspielen. Generell kann kein Brautpaar wissen, ob die kommende Ehe für immer hält und ob Fragen und Zweifel rational gesehen begründet sind oder nicht. Erinnern sie sich an die schönen Momente, daran, wie Sie auch Krisenzeiten zusammen durchgestanden haben. Können Sie sich aufeinander verlassen und fühlen sich als unschlagbares Team? Stellen Sie sich doch vielmehr die Frage, ob Sie glücklich in der Nähe ihres Partners sind? Haben Sie leuchtende Augen, wenn Ihr Schatz der Raum betritt? Ja? Dann sollten Sie die emotionale Achterbahn als das betrachten, was sie ist: Ein kurze wilde Fahrt mit absehbarem Ende. Sie geht vorüber. Wollen Sie heiraten? Dann sagen Sie aus tiefstem Herzen JA.

Gründe für massive Zweifel

Liebe macht bekanntlich blind, doch es gibt einige Punkte, die Sie bewusst überdenken sollten. Die folgende Auflistung greift die häufigsten Scheidungsgründe auf.

  • Wir sprechen es nicht gern an, doch es darf nicht unerwähnt bleiben: Gewalt hat in einer Beziehung keinen Platz, weder körperliche noch seelische Gewalt. Falls Ihr Partner Sie unter Druck setzt, Sie klein macht und die Luft zum Atmen raubt oder gar körperlich übergriffig wird, sollten Sie die Situation sorgfältig abwägen und sich im Zweifel lieber abwenden.
  • Lügen und Untreue zerstört Vertrauen und brechend das Herz des belogenen und betrogenen Partners. Es ist zwar nicht unmöglich zerbrochen Herzen zu reparieren, doch die Gefahr ist gross, dass auf dieser Basis keine vertrauensvolle eheliche Beziehung wachsen kann.
  • Als Blitzableiter will niemand fungieren. Sollte in der Beziehung eine vergiftete Stimmung herrschen und beispielsweise ein cholerischer Partner den anderen regelmässig dafür benutzen, seinen Frust loszuwerden, ist mindestens ein klärendes Gespräch vor der Ehe nötig. Niemand hat es verdient, dass man ständig negative Gefühle über ihm ausgiesst. Auf Dauer ist das zermürbend und kann die Liebe von Grund auf zerstören.
  • Fehlende Zärtlichkeiten, emotionale Eiszeit, Desinteresse und ständige Abwesenheit eines Partners führen in ihrer Kombination zu einem lieblosen Nebeneinander. Sie und ihr Partner entfernen sich Stück für Stück immer weiter voneinander. Sind sie mit einem Ehegelöbnis aneinandergebunden, kann sich das wie ein Käfig anfühlen, aus dem Sie so schnell wie möglich ausbrechen wollen.

Unser Rat: Verschliessen Sie nicht die Augen vor Gründen, die offenkundig gegen eine harmonische Ehe sprechen. Natürlich lassen sich nicht alle Partnerschaften über einen Kamm scheren. Doch können Sie die oben beschriebenen Aspekte für sich abwägen und individuell entscheiden, ob sie so stark ausgeprägt sind, dass sie einer geplanten Ehe entgegenstehen.

Die Vernunft- oder Zweckehe: Gute Idee oder zum Scheitern verurteilt?

In jeder Ehe – auch in einer so genannten Vernunft-, Versorgungs- oder Zweckehe – gibt es Aspekte, die die Beziehung stabilisieren. Auch, wenn Liebe nicht der Hauptgrund für die Hochzeit ist, kann sich aus einer Vernunftehe eine vertrauensvolle Partnerschaft bilden. Liebe gibt es in vielen Formen, es muss nicht immer der ganz grosse emotionale Gefühlsrausch sein. Vertrautheit, einander verstehen und unterstützen können sich auch Paare, die bis auf leidenschaftliche Stunden sehr viel miteinander teilen. Wenn das JAWORT nicht von Herzen kommt, sondern sachliche Gründe den Ausschlag geben, kann der Bund für´s Leben trotzdem funktionieren.

Kopf über Herz: Wie können Vernunftehen funktionieren?

Es gibt Paare, die heiraten, weil „es passt“. Beide Partner verfolgen dieselben Lebensziele, man lebt zufällig in der gleichen Stadt und hat dieselben Pläne – zum Beispiel ein Kind. Tatsächlich gibt es verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, die herausgefunden haben, dass Vernunftehen häufig besser klappen als Ehen aus Leidenschaft. An der renommierten Harvard-Universität forschte der Psychologe Robert Epstein Anfang der 2000er rund um den Themenkomplex der arrangierten Ehen. Er stellte fest, dass Partner in arrangierten Ehen im Laufe der Zeit stärkere und belastbarere Gefühle zueinander entwickelten als Paare, die aus Liebesgründen vor den Altar traten. Wie kann das sein?

Nüchtern betrachtet ist eine glückliche Ehe das Ergebnis gemeinsamer Erfahrungen und Erlebnisse, ähnlicher Werte und Lebenspläne. Hinzu kommen zwei weitere Aspekte. Der erste Aspekt richtet sich an die Verwechslungsgefahr von Lust und Liebe. Es fällt den meisten Menschen schwer, Lust und Liebe voneinander zu unterscheiden. Wer aus Lust und nicht aus Liebe heiratet, erlebt schon bald ein böses Erwachen.

Der zweite Aspekt ist psychologischer Natur. Wenn sich zwei Menschen für 2 oder 3 Minuten tief in die Augen schauen, verstärken sich automatische die Gefühle füreinander. Dies gilt auch dann, wenn sich die beiden Personen überhaupt nicht kennen.

Manchmal ist der Kopf einfach klüger als der Bauch und das Herz. Manche sagen, dass wahre Liebe in einem ruhigen Herzen wohnt. Übersetzt bedeutet das, dass es nicht den grossen Knall geben muss, der das Feuerwerk der Gefühle einleitet. Die beständige Zuneigung wächst langsam unter gegenseitigem Respekt zueinander. So können Vernunftehen sehr wohl harmonisch verlaufen und ein ganzes Leben lang stetig stabiler und tragfähiger werden.

 
 

Bilder: iStockphoto.com - ID 1213595725 - fizkes

 
 
 
 
image/svg+xml

ÜBER UNS

HOCHZEIT.ch ist ein unabhängiges
Portal und beliebter Treffpunkt
für Brautpaare und Dienstleister
aus der Hochzeitsbranche.